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Verkehrswert, Marktwert oder Verkaufspreis?

Verkehrswert ist nicht dasselbe wie der Verkaufspreis. Das eine ist eine Schätzung, das andere das Ergebnis von Preisverhandlungen. Die Unterschiede – und was Sie wissen sollten, bevor Sie ein Haus oder eine Wohnung bewerten lassen.

Verkehrswert ist nicht dasselbe wie Kauf- oder Verkaufspreis.
Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen oder verkaufen will, muss zuerst den Wert kennen, um über den Preis verhandeln zu können.

(rh) Der Verkehrswert ist der Wert, den eine Immobilienschätzung oder eine hedonische Bewertung geschätzt hat. Er hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel der Lage, dem Ausbau und dem Grundriss. Der Verkehrswert orientiert sich am Verkaufspreis vergleichbarer Häuser oder Wohnungen in der Gemeinde oder in der Region, die in den letzten Jahren verkauft wurden.

Der Verkaufspreis ist der Preis, auf den sich die Verkaufs- und Kaufpartei geeinigt haben. Er kann unter oder über dem Verkehrswert der Immobilie liegen, besonders bei speziellen Immobilien oder Liebhaberobjekten. Interessentensind möglicherweise bereit, einen Aufschlag wegen der Stuckdecke im Wohnzimmer zu bezahlen, andere verlangen dafür einen Abschlag, weil sie sie kitschig finden und entfernen würden. Interessenten sind auch bereit, mehr zu bezahlen, falls die Nachfrage gross ist – oder versuchen, den Preis zu drücken, falls die Nachfrage gering ist.

Die Bedeutung für die Finanzierung

Grundlage für die Finanzierung ist der Verkehrswert der Liegenschaft. Wenn Sie eine Hypothek aufnehmen, erhalten Sie von Ihrer Bank bis zu 80 Prozent des Verkehrswertes. Falls sich aber Verkehrswert und Kaufpreis unterscheiden, wenden die Banken das Niederstwertprinzip an:

  • Wenn Sie ein Schnäppchen gemacht haben und der Kaufpreis (900'000 Franken) unter dem Verkehrswert (1'000'000 Franken) liegt, belehnt Ihre Bank bis 80 Prozent des Kaufpreises, das heisst 80 Prozent von 900'000 Franken oder 720'000 Franken für die 1. und 2. Hypothek. Für die Finanzierung brauchen Sie mindestens 180'000 Franken Eigenkapital.
  • Wenn der Kaufpreis (1'100'000 Franken) über dem Verkehrswert (1'000'000 Franken) liegt, belehnt Ihre Bank bis 80 Prozent des Verkehrswertes, das heisst 80 Prozent von 1'000'000 Million Franken oder 800’0000 Franken für die 1. und 2. Hypothek. Für die Finanzierung brauchen Sie mindestens 300'000 Franken Eigenkapital.

Das Niederstwertprinzip gilt für die Finanzierung von Immobilienkäufen und Handänderungen und wurde 2014 von der Schweizerischen Bankiervereinigung eingeführt, um die Gefahr einer Immobilienblase zu minimieren. 

Verkehrswert als Basis für Preisverhandlungen

Darum ist es so wichtig, den Verkehrswert des Hauses oder der Wohnung zu kennen, bevor Sie mit den Preisverhandlungen beginnen. Doch wie viel ist eine Immobilie wert? Der Verkehrswert wird auf der Grundlage von vielen wertbestimmenden Faktoren von Fachpersonen oder einem Computerprogramm (hedonische Bewertung) geschätzt. Das Ergebnis ist der wahrscheinliche mittlere Kaufpreis. Solche Schätzungen sind für Standardhäuser und -wohnungen sehr genau und zuverlässig.

Wertbestimmende Faktoren für die Immobilienschätzung

Die Lage ist für eine Schätzung wichtiger als das Objekt. Fachpersonen und Onlinemodelle berücksichtigen dieselben Faktoren für ihre Schätzungen. Darum weichen ihre Ergebnisse in der Regel nur wenig voneinander ab.

1.    Lage

  • Aussicht
  • Nachbarschaft
  • Erschliessung
  • Besonnung
  • Lärmbelastung
  • Steuerfuss der Gemeinde
  • Nachfrage in der Region

2.    Haus oder Wohnung

  • Wohnfläche
  • Raumvolumen
  • Ausbaustandard
  • Alter
  • Grundriss
  • Architektur
Auf der Basis dieser Faktoren schätzen die Fachpersonen und die hedonische Bewertung den Wert der Immobilie. Das Resultat ist eine möglichst genaue Schätzung. Der Verkehrswert oder Marktwert ist aber nur eine Grundlage für die Preisverhandlungen zwischen Verkaufs- und Kaufpartei und kann vom letztlich vereinbarten und bezahlten Preis abweichen. Manchmal sogar deutlich. Beispielsweise bei Liebhaberobjekten, für die es kaum Vergleichswerte gibt, oder wenn die Verkaufspartei immaterielle Werte wie die ruhige Lage oder den unverbaubaren Seeblick höher gewichten als die Kaufpartei.

Immobilienschätzung durch Mensch oder Maschine?

Weil die hedonische Bewertung günstiger oder sogar kostenlos ist, eignet sie sich in vielen Fällen. Zum Beispiel, wenn Sie neugierig sind und wissen wollen, wie viel Ihr Haus oder Ihre Wohnung wert ist. Oder wenn Sie eine Immobilie kaufen und vor den Verhandlungen eine Preisobergrenze festlegen wollen. Die hedonische Bewertung vergleicht das Objekt mit Tausenden vergleichbaren Objekten, die in den letzten Jahren verkauft wurden. Alles, was Sie tun müssen, ist ein Formular ausfüllen, eventuell bezahlen, fertig. Als Ergebnis erhalten Sie eine Verkehrswertschätzung, die ähnlich genau ist wie die einer Fachperson.

Es gibt aber auch gute Gründe für Fach-Schätzungen. Beispielsweise, wenn Sie ein Liebhaberobjekt schätzen lassen wollen. Oder in Erbfällen und Scheidungsverfahren. Das Honorar – 500 bis 2’500 Franken, je nach Objekt – ist gut investiert, weil eine zertifizierte Fachperson für Immobilienschätzungen sich nicht nur auf statistische Zusammenhänge verlässt, sondern den Verkehrswert so marktnah als möglich schätzt. Fachpersonen sind in der Regel Architekten mit Zusatzausbildung. Fragen Sie im Gemeindehaus oder bei der regionalen Bank nach Fachpersonen, die mit den örtlichen Verhältnissen vertraut sind. Oder schlagen Sie im Verzeichnis des Schweizerischen Verbandes der Immobilienwirtschaft SVIT nach.

Häufige Fragen

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