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Architektur-Reportage: Vorzeigehaus zeitgemässer Architektur

Das Einfamilienhaus von Familie Niggli-Luder in Münsingen zeigt, wie gut modernes Wohnen sein kann: Gesund, energieeffizient, ressourcenschonend – und schön.

Architektur-Reportage Münsigen Niggli Luder: Aussenansicht des modernen Hauses mit dunkler Fassade
Ein Einfamilienhaus in Münsingen zeigt, wie gut modernes Wohnen sein kann: Gesund, energieeffizient, ressourcenschonend – und schön.

(mei) Es ist nicht irgendein Haus, das in diesem gediegenen Einfamilienhausquartier in Münsingen steht. Im Gegenteil: Streng und kubisch präsentiert es sich mit seiner fast geschlossenen, dunklen Fassade von der Strasse her, ein Unikum in einer Umgebung älterer, stattlicher Einfamilienhäuser. Sein Innenleben ist ebenfalls alles andere als «nullachtfünfzehn», und das nicht allein deswegen, weil es wesentlich mehr Energie erzeugt, als es selbst benötigt. Selbst die Bauherrschaft ist ungewöhnlich: Hier wohnen die 17-fache OL-Weltmeisterin Simone Niggli-Luder und ihr Mann mit ihren drei Kindern.

  Architektur-Reportage Münsigen Niggli Luder: Fensterfront im ersten Stock bringt viel Helligkeit
Gesunde, nachhaltige Materialien finden sich auch im Innern des Hauses: in Form von lehmverputzten Wänden sowie Riemenböden aus massivem Lärchenholz.

Gesund und nachhaltig

Erbaut wurde das Einfamilienhaus 2010 im Holzrahmenbau mit einer hinterlüfteten Fassade aus Fichtenholz sowie einer dampfdiffusionsoffenen Gebäudehülle. Letzteres bedeutet, dass für die Hülle natürliche, so genannt hygroskopische Materialien wie Schafswolle und Holzfaserplatten zum Einsatz kamen und auf eingebaute Folien verzichtet wurde. Auf diese Weise kann Dampf vom Baumaterial aufgenommen und wieder abgegeben werden, was den Feuchtigkeitshaushalt des Gebäudes reguliert und für ein angenehmes Raumklima sorgt.
Gesunde, nachhaltige Materialien finden sich auch im Innern des Hauses: etwa in Form von Kalkputz mit Lehmfarbe, Wänden sowie Riemenböden aus massivem Lärchenholz. Das viele Holz ist kein Zufall, sagt Matthias Niggli: «Wir schätzen dieses Material wegen seiner Behaglichkeit und seiner Ästhetik, die uns mit Skandinavien an eine Gegend erinnert, in der wir uns sehr wohlfühlen.» Der Komfort, der gemeinhin mit Holz assoziiert wird, kommt übrigens nicht von ungefähr, weiss Heinz Beer, Geschäftsführer von Beer Holzbau, der im Auftrag des Architekturbüros Dad Architekten und der Bauherrschaft am Bau beteiligt war: «In einem Holzhaus lässt sich mit 2 °C weniger Raumtemperatur als in einem gemauerten Haus dasselbe Gefühl von Behaglichkeit erzielen.»
 Architektur-Reportage Münsigen Niggli Luder: Wohnbereich mit Parkettboden
Für angenehme Raumtemperaturen sorgen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, ein Schwedenofen im Wohnzimmer sowie eine sehr grosse nach Süden ausgerichtete Fensterfläche, welche die Sonnenstrahlung passiv nutzt.

Plusenergiehaus mit grossem Plus

Für angenehme Raumtemperaturen sorgen eine sehr grosse, nach Süden ausgerichtete Fensterfläche, welche die Sonnenstrahlung passiv nutzt, eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie als Ergänzung ein Schwedenofen im Wohnzimmer. Die durch die Wärmepumpe generierte Wärme wird wegen des Massivholzbodens, der zu dick für eine Fussbodenheizung ist, über Wände in die Räume abgegeben. Damit dies gelingt, verfügen sie mit Kalksandstein über eine grosse Menge Speichermasse.

Energietechnisch lässt das Minergie-zertifizierte Gebäude keine Wünsche offen. Dies, weil eine ins Dach integrierte Photovoltaikanlage viel Strom liefert. Sehr viel Strom sogar: «Im ersten Jahr erzeugte das Gebäude einen Energieüberschuss von 100 %», sagt der Architekt Dieter Aeberhard Devaux. Diese Bilanz ist umso eindrücklicher, weil nicht nur der Stromverbrauch, sondern der Gesamtenergieverbrauch – inklusive Heizung, Warmwasser und Strom – die Basis dieser Berechnung bildet

Architektur-Reportage Münsigen Niggli Luder: rote Wand in der Küche passt ins Farbkonzept
Küche und Essbereich befinden sich im Erdgeschoss.

Einfache Orientierung

Das Haus verfügt über drei Geschosse: Im Gartengeschoss befinden sich das Wohnzimmer sowie Kellerräume, im Erdgeschoss wird gekocht und gegessen, und das Obergeschoss beherbergt nebst einem Büro auch die Schlafzimmer sowie ein grosses Bad. Der Grundriss ist teils sehr offen gestaltet: Wer vom Büro nach unten schaut, sieht bis zum Wohnzimmer – abschliessbar sind neben den Badezimmern einzig die drei Schlafzimmer. Ein solch offener Grundriss macht die Orientierung leicht – auch wenn gerade diese wohl ohnehin keine Schwierigkeit darstellen dürfte.

  • Artikel von:
  • hausinfo
  • Bildmaterial:
  • Alexander Gempeler, hausinfo