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Architektur-Reportage: Ein Stück Biodiversität

Im freiburgischen Jetschwil steht das erste Minergie-P-Gebäude des Kantons. Im Aussenbereich bieten zahlreiche Steinkorbmauern Lebensraum für Eidechsen und andere Kleinlebewesen.

Architektur-Reportage Jetschwil Biodiversität: Blick auf das erste Minergie-P Haus im Kanton FR
Im freiburgischen Jetschwil steht das erste Minergie-P-Gebäude des Kantons.
(mei) Es liegt im Grünen, und es ist dem grünen Gedanken verhaftet: Die Architektin Ursula Schwaller und ihr Lebenspartner schufen sich 2006 nicht nur das erste Minergie-P-Gebäude im Kanton Freiburg überhaupt, sondern arbeiteten auch mit ökologischen Materialien, so dass ihr Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung nach der Schaffung des Eco-Labels damit zertifiziert werden konnte. Wie stolz die Bauherren auf ihr Werk sind, zeigt der lachsfarbene Teil der Fassade, auf dem sie die Zertifizierungsnummer des Hauses flächendeckend, wenn auch farblich zurückhaltend angebracht haben. «Als Architektin war für mich klar, dass mein eigenes Gebäude den Kriterien der 2000-Watt-Gesellschaft entsprechen musste. Zudem reizte mich die technische Herausforderung», meint Schwaller zu ihrer Motivation für ein energieeffizientes Haus.
Architektur-Reportage Jetschwil Biodiversität: Technikraum erlaubt Gebäudeautomation für interlligentes Wohnen
Der Technikraum im Keller zeugt von einer Gebäudeautomation im Sinne des intelligenten Wohnens.

Nachhaltig und intelligent

Sieben Quadratmeter Sonnenkollektorenfläche auf dem Dach sorgen für das Warmwasser, mit denen mittels Fussboden- und Wandheizung auch das Haus geheizt wird. Zur Erwärmung trägt auch die Komfortlüftung bei, die an ein Erdregister angeschlossen ist und im Winter deshalb vorgewärmte Luft zuführt, während sie im Sommer kühlend wirkt. Und wenn weder Sonnenkollektoren noch Erdregister ausreichen, dann springt die Pelletheizung im Entrée des Gebäudes ein, die sich bei Bedarf selbst einschaltet. Sie garantiert im Innenbereich auch bei kühlen Temperaturen oder überzogenem Himmel durchgehend warme Temperaturen. Ermöglicht wird dies durch eine eigene Wetterstation und einer Gebäudeautomation im Sinne des intelligenten Wohnens, die im Sommer beispielsweise die Beschattung übernimmt.

Die Masse des Vordachs der Südfassade sind so berechnet, dass im Winter die Sonnenkraft zur Erwärmung genutzt werden kann, während es im Sommer das Obergeschoss beschattet. Davon profitiert auch der über dem Entrée gelegene Wintergarten, in dem die Wäsche getrocknet wird und der bei gutem Wetter viel Aussicht auf die Voralpen bietet. Die Photovoltaikanlage auf dem Vordach liefert mehr Strom, als die Bewohner verbrauchen. Da der Überschuss in etwa den 800 kg Pellets entspricht, welche für das Gebäude im Jahr benötigt werden, gilt das Haus als Nullenergiehaus.

Natürliche Materialien

Die Nachzertifizierung des Hauses als zweites Eco-Gebäude im Kanton zeugt von einem schonenden Umgang mit Ressourcen und der Verwendung natürlicher Materialien. Dieses Konzept beginnt bereits im Aussenraum. Dort schaffen zahlreiche Steinkorbmauern unterschiedlicher Grösse viel Lebensraum für Eidechsen, Spinnen und andere Kleintiere – und Sichtschutz für die Bauherren.

Architektur-Reportage Jetschwil Biodiversität: freistehende Badewanne und Massivholzboden im Bad
Auch beim Boden im Bad fiel die Wahl auf Massivholz, allerdings wurde das Holz einer Thermobehandlung unterzogen, damit es kein Wasser aufnimmt.

Beim Gebäude selbst handelt es sich um eine Holzkonstruktion, für den Verputz kamen Kalk und Lehm in unterschiedlichen Farbtönen zum Einsatz. Aus Holz sind auch die Decken geschaffen, für die Böden wählten die Bauherren Anhydrit und Holz. Auch beim Boden im Bad fiel die Wahl auf Massivholz, allerdings wurde das Holz einer Thermobehandlung unterzogen, damit es kein Wasser aufnimmt.

Eine Besonderheit im Innenausbau ist die Verwendung von Kunstharz, das bei den Türrahmen und Schrankflächen in seiner Naturfarbe belassen wurde. Überzogen wurde das Material lediglich mit einer transparenten Folie

Architektur-Reportage Jetschwil Biodiversität: Küche mit verschiedenen Ablagehöhen
In der Küche machen es unterschiedliche Arbeitshöhen möglich, dass man auch im Rollstuhl Hand anlegen kann.

Durchgehend barrierefrei

Weil Ursula Schwaller seit einem Unfall querschnittgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen ist, wurde das Gebäude mit einem Lift ausgerüstet und durchgehend barrierefrei gebaut. Damit die Einrichtungen auf unterschiedlichen Augenhöhen bedient wie auch genossen werden können, haben sich die Bauherren einiges einfallen lassen. Einige Beispiele: In der Küche machen es unterschiedliche Arbeitshöhen möglich, dass beide Partner Hand anlegen können. Und ein sich über beide Etagen erstreckendes Fenster gewährt beim einen Stock auf Rollstuhlhöhe Aussicht auf den Horizont, während man im anderen Stock aufrecht stehen muss, um ein ähnliches Bild geniessen zu können.

Im Bad zeigen die unterschiedlich hohen Lavabos an, wer wo zuhause ist. Ganz so viel daheim, wie man vermuten könnte, ist Ursula Schwaller übrigens nicht: Als mehrfache Weltmeisterin im Handcycling hat sie eine sportliche Aufgabe gefunden, die sie nicht nur auf Schweizer Strassen, sondern in der ganzen Welt herum führt.

  • Artikel von:
  • hausinfo
  • Bildmaterial:
  • hausinfo, zvg