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Er spricht sich für Gebäude mit einem niedrigen Energieverbrauch aus statt gegen Ölheizungen: Der Energieberater Christian Zeyer argumentiert ausserhalb gängiger Schwarz-Weiss-Schemata. Im Interview nimmt er Stellung zu den Vor- und Nachteilen einzelner Heizsysteme.
Es gibt Gebäude, die wenig Energie verbrauchen und somit nachhaltig sind, und es gibt solche mit einem hohen Energieverbrauch. Das ist das Entscheidende, worauf wir uns konzentrieren sollten. So ist mir ein gut isoliertes Gebäude mit einer Ölheizung lieber als eine Villa Durchzug mit Holzheizung. Das heisst nun aber nicht, dass es in einem gut isolierten Gebäude zwischen den einzelnen Heizsystemen punkto Ökologie keine graduellen Unterschiede gibt. Wärmepumpen und Holzheizungen sind hier schon eher im Vorteil.
Massgebend sind der Energieverbrauch des Gebäudes und der Zeitrahmen, der einem für das Treffen der Massnahmen zur Verfügung steht. Wenn beispielsweise dringender Handlungsbedarf besteht, weil die Heizung ausgestiegen ist, bleibt meist nichts anders übrig, als das alte System mit einem gleichen zu ersetzen, also eine Ölheizung mit einer Ölheizung. Punkto Energieverbrauch und Lufthygiene erzielt man damit bereits eine deutliche Verbesserung. Wechselt man in einer solchen Situation hingegen das System, ist die Gefahr gross, dass man hinterher nicht zufrieden ist, weil die neue Lösung nicht den Erwartungen entspricht. Deshalb lohn es sich, frühzeitig mit der Planung zu beginnen.
Auch hier spielt der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle: Es kommt darauf an, welche Massnahmen bereits getroffen worden sind und wie die verbleibende Lebensdauer der betreffenden Gebäudeteile ausschaut. Nehmen wir an, jemand hat vor vier Jahren die Wände neu gestrichen. Das Dach ist 30-jährig und hat somit noch ca. 20 Jahre an Lebensdauer. Nun stellt man fest, dass die Heizung in absehbarer Zeit renoviert werden muss. In einer solchen Situation ist es empfehlenswert, mit der Isolation des Dachs noch 10, 15 Jahre zu warten und die Heizung mit einem modernen Gerät zu ersetzen, das vielleicht 20'000 Franken kostet. Danach bleiben einem 15 Jahre, um die Sanierung zu planen und zu finanzieren.
Es warten nämlich erhebliche Investitionen: Der Richtwert für die energetische Totalsanierung eines Einfamilienhauses beträgt 100'000 Franken. Das ist viel Geld, lohnt sich aber für einen Zeitraum von 40 Jahren. Wer hingegen im Zyklus gerade vor der Sanierung einzelner Bauteile steht, der befindet sich in einer ganz anderen Situation. Dann ist es klüger, zuerst die abgenutzten Bauteile zu sanieren und dann erst die Heizung zu ersetzen.
Das ist schwierig zu sagen, weil man nicht weiss, wie sich die Energiepreise wirklich entwickeln und die Preisentwicklung je nach eigenen Präferenzen anders eingeschätzt wird. Ich gehe davon aus, dass die saudiarabischen Ölvorkommen geringer sind als angenommen und der Erdölpreis in den nächsten Jahren wahrscheinlich steigen wird. Auch ist davon auszugehen, dass die Lenkungsabgaben gegen den Klimawandel steigen werden. Dies wird die tendenziell günstige Ölheizung verteuern, obwohl sich in der Folge auch die Strom- und Holzpreise erhöhen dürften.
Das einzig Invariante sind die eigenen Investitionen: Der Preis für die Energie Ihrer Erdsonde bleibt immer gleich. Auch wenn Sie ein Gebäude gut isolieren, können Sie zu einem Preis von etwa 10 Rappen pro Kilowattstunde Energie sparen.
Soweit würde ich nicht gehen. Die Wahl eines Heizsystems ist auch eine emotionale Angelegenheit. Für manche ist eine Wärmepumpe ein umgekehrter Kühlschrank und keine Heizung. Es gibt Menschen, die müssen wissen, dass es unten im Keller Holz und ein Feuer hat. Denen würde ich nicht von einer Pelletsheizung abraten. Wer diesbezüglich aber indifferent ist und in einer städtischen Situation lebt, für den fände ich eine Wärmepumpe sinnvoller, vorausgesetzt, dass sich das Gebäude dafür eignet.
Der Ventilatorlärm von Luft-Wasser-Wärmepumpen führt gelegentlich zu einem Clinch mit den Nachbarn. Die Ursache liegt aber meist darin, dass das Aussengerät an einem ungeeigneten Ort aufgestellt wird. Hier ist der Installateur gefordert, der die Platzierung des Ventilators gut analysieren sollte.
Fernwärme ist vor allem für Gebiete mit einer hohen Energiedichte sinnvoll, aber nur, falls sie aus erneuerbaren Energien stammt, etwa aus Abwärme, die sich nutzen lässt, oder durch die Verbrennung von Holz. Ausserdem ist Isolation der Tod der Fernwärme: Man braucht immer mehr Leitungen für immer weniger Energieverbrauch. Für neue und sanierte Einfamilienhäuser kommt diese Option deshalb eher nicht in Frage.
Ich betrachte das eher unideologisch und frage: Wie wertvoll sind Energien? Was kann man mit ihnen machen? Erdöl ist vielleicht die wertvollste Ressource, die wir haben, und deshalb zu schade, um in einem Einfachdurchgang zu verbrennen. Mit Umweltwärme lässt sich hingegen nichts machen. Deshalb ist es eine gute Sache, sie mit einer Wärmepumpe fürs Heizen zu nutzen.
Eine Beratung, wie sie die Energieberatungsstellen der Kantone bieten, kostet bei uns um die 300 bis 500 Franken, je nach Interesse des Wohneigentümers. Wenn wir einen Wohneigentümer durch den ganzen Sanierungsprozess begleiten, kommt ihn dies mit Grundberechnungen, mehreren Hausbesuchen und Telefonaten und den Eingaben für Genehmigungen und Subventionen ca. 5'000 Franken zu stehen.
Christian Zeyer ist Co-Gründer und -Inhaber von E plus U, einem Energie- und Umweltberatungsbüro, das vor allem Energiekonzepte für Private und Gemeinden erstellt. Zudem ist Zeyer Co-Geschäftsführer von Swisscleantech.
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