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Wieviel kostet eine Photovoltaikanlage?

Die Preise am Energiemarkt verhielten sich zuletzt turbulent. Auch für Photovoltaikanlagen ist die Lage etwas verwirrend geworden. Während Solarpanels immer noch preisgünstiger werden, gehen die Handwerker-Offerten in die andere Richtung. Eine PV-Anlage kann sich für den Eigenverbrauch trotzdem lohnen.

Photovoltaikanlage
Die Preise für Photovoltaikanlagen sind zuletzt leicht gestiegen, aber und dürften mittelfristig wieder sinken.

2021 war das bisherige Rekordjahr für die Schweizer Solarbranche. Nie zuvor stieg der Leistungszuwachs im PV-Sektor in einem Jahr um 700 MW. Über ein Drittel davon wurde an kleinen und grossen Häusern installiert. Mit diesem Boom einher ging eine ebenso erfreuliche Preisentwicklung: In den letzten zehn Jahren haben sich die Preise für Solarmodule fast halbiert, nicht zuletzt dank einer kontinuierlichen technologischen Weiterentwicklung und einer Auslagerung der Fertigung in asiatische Länder. Lieferengpässe und eine weiter steigende Nachfrage haben zwischenzeitlich aber zu Preissteigerungen auch auf dem PV-Zuliefermarkt geführt.

Das Branchenportal «EE-News» berichtet sogar, dass die Kosten für eine PV-Anlage im letzten Jahr teilweise über 10 Prozent gestiegen seien. Dieser Trend hat sich seit wenigen Monaten wieder ins Gegenteil gedreht: Die Einkaufspreise für Solarmodule sinken wieder, zeigen ausgewertete Angebote von Solarfirmen gemäss «EE-News».

Umso verlässlicher geben sich die staatlichen Förderprogramme. Die Ausgaben dafür sind deutlich gestiegen; der Bund stellt für dieses Jahr 600 Millionen Franken für die Einmalvergütung von neuen Photovoltaikanlagen bereit; etwa 40 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor.

Einmalvergütung von Investitionskosten

Für die Branche ist das Fördersystem unverzichtbar. Diese Meinung vertritt unter anderem Christian Moll, Leiter Wissensmanagement beim nationalen Fachverband Swissolar. Die vor einigen Jahren erstellten Neuanlagen erhalten zwar immer noch eine jährliche kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). Inzwischen hat sich das Förderprinzip mit einer Einmalvergütung (EIV) etabliert. Damit können kleine und grössere PV-Anlagen gefördert werden. Für die Betreiber sind das unerlässliche Finanzhilfen. Im Gegenzug steigt die Effizienz der verwendeten öffentlichen Mittel, und deren Gesamtsumme sinkt. «Dank dem Verzicht auf Lastgangmessungen seit wenigen Jahren sind die Kosten weiter gesunken», bestätigt Moll.

Das EIV-System soll die Periode bis 2030 abdecken. Für Grossanlagen mit einer Leistung über 150 kW ist eine zusätzliche Förderoption eingeführt worden: Wie in benachbarten Ländern werden für grosse Anlagen, die sich auf den Verkauf von Solarstrom ausrichten, neuerdings Auktionen durchgeführt. «Damit hält die Politik an den Rahmenbedingungen fest, die weiterhin einen starken Zubau der erneuerbaren Energien ermöglichen», so der Swissolar-Vertreter Moll.

Preise für PV-Anlagen können stark variieren

Exakte Preise für Photovoltaikanlagen am Gebäude sind schwer abzuschätzen. Unabhängig davon welche Preise der Rohstoffmarkt und die Industrie verlangen, haben sich Hausbesitzer auf folgende Gegebenheiten vorzubereiten: Generell sinkt der Preis pro Kilowatt Nennleistung, umso grossflächiger eine PV-Anlage auf dem Dach und/oder der Fassade konzipiert ist. Die Kosten variieren von rund 2'000 bis über 5'000 Franken pro Kilowatt Nennleistung (kWp).

Die Preisunterschiede sind dabei von folgenden Faktoren abhängig:

  • Technologie der PV-Module (mono- oder polykristallin, Dünnschichtmodule)
  • Montage an Dach oder Fassade (angebaut/integriert/aufgeständert)
  • Gestaltung und Einfärbung der Module bzw. der Frontgläser
  • Herkunft der PV-Module (Europa/Asien)

Preisbeispiele für verschiedene PV-Gebäudeanlagen, aufgeschlüsselt nach Material- und Arbeitskosten, lassen sich in einer ersten Schätzung über den Solarrechner auf der Website von EnergieSchweiz erstellen. 

Wann lohnt sich eine PV-Anlage?

Generell gilt, trotz inzwischen unberechenbarer Preisentwicklung: Eine Photovoltaikanlage kann ihre Kosten meistens viel früher amortisieren, bevor sie ihre Lebensdauer von 30 Jahren erreicht. «Die Amortisationszeiten liegen bei 10 bis 15 Jahren», sagt Moll. Das Schweizer Preisniveau sei etwas höher als jenes von Deutschland, wo zudem die Strombezugspreise vom Netz deutlich höher seien. «Dort ist die Amortisationszeit deshalb tiefer», fügt der Fachmann hinzu. «In südlichen Ländern wie Italien oder Spanien mit höherer Sonneneinstrahlung steigt der Ertrag, was ebenfalls zu einer rascheren Amortisation führt», sagt Moll abschliessend.

Eigenverbrauch als Schlüssel für die Rentabilität

Mit der Revision der Förderbedingungen haben sich die Rahmenbedingungen für einen rentablen Betrieb von Photovoltaikanlagen verändert. Der Wegfall der Einspeisevergütung zugunsten einer Einmalvergütung bedeutet, dass der Eigenverbrauchsgrad die Wirtschaftlichkeit der Investition wesentlich bestimmt.

Die Quote, wieviel Strom direkt und zeitnah vor Ort konsumiert wird, hängt derweil von internen Grossverbrauchern wie eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto wesentlich ab. In der Praxis lässt sich so eine Eigenverbrauchsquote über 60 % erreichen, zeigen realisierte und wissenschaftlich begleitete Praxisbeispiele. Mit einem Batteriespeicher kann die Quote noch weiter erhöht werden.

In vielen Regionen ist der Verkauf von Überschussstrom ins öffentliche Netz im Gegenzug ein Verlustgeschäft. Lokale bis überregionale Energieversorgungsunternehmen haben einen grossen Ermessensspielraum, wie hoch sie den dezentral eingespeisten Strom an private Hauseigentüer:innen vergüten. Der Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE) setzt sich für eine schweizweite Vereinheitlichung der Abnahmevergütung ein und listet die aktuellen Tarife auf einer Schweizer Karte jeweils nach Gemeinden aufgeteilt auf (vgl. pvtarif.ch)  

Eigenverbrauchsgemeinschaften eröffnen neue Möglichkeiten

Geschäftsmodelle wie Eigenverbrauchsgemeinschaften bzw. der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) eröffnen neue Möglichkeiten, die Attraktivität der Solarenergie zu steigern, insbesondere für die Eigentümerinnen und Mieter von Mehrfamilienhäusern. Die revidierte Energiegesetzgebung des Bundes hat die Situation wie folgt verändert: Neu dürfen sich nicht nur Wohnungen im selben Haus, sondern auch mehrere aneinandergrenzende Grundstücke zusammenschliessen, um den produzierten Solarstrom selbst zu nutzen. Die Liegenschaften werden zentral an das übergeordnete Verteilnetz angeschlossen. Die interne Stromverteilung zu den einzelnen Liegenschaften erfolgt über eigene Stromleitungen. Dazu nehmen die Eigenverbrauchsgemeinschaft ihre Messungen selbst vor und rechnen auch selbst ab.

In rechtlicher Hinsicht wird der Aufbau eines ZEV für Hauseigentümerschaften erleichtert, indem kein Zusatz zum Mietvertrag erforderlich ist. Bestehende Mieter können selbst über einen Beitritt zum ZEV entscheiden. Neumieter hingegen können dazu verpflichtet werden. Schutz vor Missbrauch bietet die Regelung, dass der auf dem eigenen Grundstück produzierte Solarstrom nicht teurer sein darf als der aus dem externen Netz bezogene Strom. 

Häufige Fragen

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