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Vogelschlag: Ein unterschätztes Problem

Nach Schätzungen der Vogelwarte Sempach verlieren in der Schweiz jährlich Hunderttausende von Vögeln beim Aufschlag an Glasflächen ihr Leben. Mit einfachen Sicherheitsmassnahmen und vogelfreundlichem Bauen liesse sich diese Zahl drastisch reduzieren.

 Ein grosses Problem für die Vögel sind die Glasflächen an Wohn- und Geschäftsbauten
Nach Schätzungen der Vogelwarte Sempach verlieren in der Schweiz jährlich Hunderttausende von Vögeln beim Aufschlag an Glasflächen ihr Leben.

(pg) Die Schweiz ist ein Land mit einer vielfältigen, schönen und vielerorts auch noch intakten Natur. Im Gebirge, im Kulturland, entlang von Seen oder im Nadelwald leben über 400 verschiedene Vogelarten. In den letzten Jahrzehnten wurden ihre Lebensräume jedoch stark eingeschränkt. Die stark wachsenden Siedlungsgebiete haben viele Vögel verdrängt, andere sind zu sogenannten Zivilisationsfolgern geworden und haben sich so gut wie möglich an die städtischen Räume angepasst.

Glas für Vögel nicht erkennbar

Ein grosses Problem für die Vögel sind aber die Glasflächen an Wohn- und Geschäftsbauten, an Wintergärten, an Passarellen, Lärmschutzwänden oder Wartehäuschen. In der freien Natur können Vögel Hindernissen trotz atemberaubender Flug-Geschwindigkeit ausweichen. In sicherem Flug geht es rasch durch dichtes Geäst von Bäumen oder Hecken. Glas hingegen können Vögel nicht wahrnehmen. Scheiben täuschen ihnen eine freie Flugbahn vor. Die Tiere sehen durch eine Glasfront hindurch dahinterliegende Landschaften und bei Spiegelglas erkennt ein Vogel die gespiegelte Umgebung – zum Beispiel einen Garten – aber eben nicht das Glas an sich.

Selbst mit extrem stark entspiegeltem Glas mit nur 2 % Aussenreflexion können bei Sonnenlicht noch realistische Spiegelungen entstehen. Als begleitende Massnahme hält die Broschüre «Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht» der Vogelwarte Sempach einen geringen Aussenreflexionsgrad dennoch für sinnvoll, denn mit steigendem Reflexionsgrad steigt auch das Kollisionsrisiko.

Doch nicht nur bei Tageslicht bedeutet Glas eine grosse Gefahr. Angelockt durch die ausufernde Beleuchtung kollidieren zahllose Zugvögel in der Nacht mit Scheiben und Lichtquellen.

Und so kommt es, dass jedes Jahr Hunderttausende Vögel beim sogenannten Vogelschlag den Tod finden. In der Regel treten bei den Tieren durch den Anprall Kopfverletzungen, innere Blutungen oder Brüche im Flügelskelett auf. Die Dunkelziffer ist recht hoch, weil die gefiederten Opfer in vielen Fällen rasch von Katzen, Füchsen oder Mardern entfernt werden.

Aufgeklebte Vogelsilhouetten bringen wenig

Es gibt verschiedene, zum Teil ganz einfache Mittel, den Vögeln dieses Schicksal zu ersparen. Ausgerechnet die am häufigsten zu beobachtende Schutzmassnahme in Form von aufgeklebten Greifvogelsilhouetten bringt allerdings wenig. Einzelne Motive sind für den Vogel nur als Hindernis sichtbar, das er umfliegt und neben der Silhouette ins Glas prallt. Wenn der Vogelschlag wirksam verhindert werden soll, müssen die Aufkleber sehr dicht angebracht werden, was wiederum das Aussehen des Objekts beeinträchtigt.

Weniger der Fall ist dies bei hellen Vorhängen im Inneren, speziellen Folien für Fensterdekorationen, Wandtattoos oder auch CD's, Windspielen, Moskitonetzen oder Perlvorhängen, die aussen an die Scheibe gehängt werden können.

Fenster weniger oft reinigen

Und es gibt eine weitere, einfache Variante, die das Problem des Vogelschlags zwar nicht gänzlich löst, es aber zumindest vermindert: Je weniger ein Fenster gereinigt wird, also Staub und Blütenpollen auf der Scheibe verbleiben, desto tiefer ist der Spiegeleffekt.

UV-Markierungen zeigen kaum Wirkung

Ebenfalls sichtbaren, effektiven Schutz bietet die Reduktion der Transparenz der Glasfläche durch Markierungen wie Punktraster undoder Streifen oder die Wahl eines zwar lichtdurchlässigen, aber weniger transparenten Milchglases, von mattem und strukturiertem Glas sowie von entsprechenden Polycarbonatprodukten.

Seit Beginn der 2000er Jahre waren auch UV-Markierungen eine vielgenannte Lösung. Es ist zwar richtig, dass manche Vögel im Gegensatz zum Menschen UV-Licht sehen können, jedoch bei weitem nicht alle. Die Schweizerische Vogelwarte hält in ihrer Broschüre fest, dass nur vier Vogelartengruppen, nämlich Strausse, Möwen, Papageien und Singvögel mit Ausnahme der Krähenverwandten über spezifische UV-Sensoren verfügen. Ausserdem hängt die Intensität der UV-Strahlung von Sonnenhöhe und Bewölkungsdichte ab. Basierend auf vielen Rückmeldungen aus der Bevölkerung und aufgrund von Versuchen zeigte sich, dass UV-Markierungen kaum Wirkung zeigen.

Glashersteller arbeiten schon lange mit Forschungseinrichtungen zusammen, um mit speziellen Materialien und Beschichtungen die Entwicklung von dezenten, aber wirkungsvollen Markierungen am Glas zu ermöglichen. Durch physikalische und prozesstechnische Forschung und Entwicklung im Zusammenwirken mit wissenschaftlicher Ornithologie findet derzeit ein Entwicklungsschub statt, der jährlich neue Ideen und Konzepte «aufs Glas bringt» oder bereits geprüfte Markierungen schrittweise verbessert, wie die Vogelwarte schreibt. 

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